25.06.10

FRAGEN & ANTWORTEN

die fahmoda bat mich um ein interview für ihren blog "woof woof". dem bin ich natürlich gern nachgekommen.
of
t tauchen fragen auf zu dem was ich im moment mache. einige verfolgen mich und meine arbeiten vermutlich noch seit dem studium. kurz nach meinem abschluss wurde es etwas ruhiger um mich, das hat damit zutun, dass ich mich um die gründung meines labels gekümmert habe.
ich hoffe, dass das interview die ein oder andere frage beantwortet und einen kleinen einblick gibt.
die vollständige originalversion könnt ihr unten lesen, für die gekürzte version mit fotos einmal
hier klicken.


Du hast 2009 deinen Abschluss an der Fahmoda gemacht. Mit deiner Abschlusskollektion warst du erfolgreich(Pressefeedback bundesweit, Auftritt im NDR)

Was hast du im Laufe des letzten Jahres (09/10) gemacht?
Hauptsächlich habe ich für Entertainer und Privatkunden gearbeitet. Ich war viel in Hamburg unterwegs deswegen. Das war so nicht geplant, sondern hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt. Nach meinem Abschluss bekam ich Anrufe aus ganz Deutschland, von leuten die sich etwas anfertigen lassen wollten. Seit Anfang des Jahres nehme ich keine Aufträge mehr an, da ich mich auf mein Label konzentrieren will.

Dein Label nennt sich "Van Rolt", wie kamst du auf den Namen?
"Van" ist ein klassischer Teil eines holländischen Nachnamen. Ich verbinde mit Holland etwas lässiges, bodenständiges, das auch meine Sachen widerspiegeln sollen. "Rolt" ist meiner Fanatsie entsprungen und leitet sich von "rollen" ab. Ich wollte "den Stein endlich ins rollen bringen". Stillstand ist etwas das mir nicht liegt und auch nie für das Label gelten soll.

Was war die Inspiration für das Fotoshooting?
Mich langweilen die großen Fashionproduktionen. Diese ganze Highfashion-Welt nervt mich manchmal ziemlich. Ich wollte etwas Greifbares, Reales. Also haben wir in der WG einer Freundin geshootet. Wir haben weder einen Tisch abgewischt, noch irgendetwas aufgeräumt. Sämtliche Räumlichkeiten werden genau so bewohnt wie sie auf den Fotos zu sehen sind.

Wer sind deine Kunden, wen sprichst du mit deiner Arbeit an?
Das sind ganz grob gesagt Mädels die sich sehr für Fashion und Lifestyle interessieren und einen Hang zu Vintage haben. Sie legen Wert auf Qualität und es ist ihnen wichtig zu wissen wer hinter dem Label steckt. Das Alter bewegt sich dabei zwischen 17 und 27.

Wo kann man deine Entwürfe kaufen?
Im Moment gibt es sie nur im Internet. Es wird sie in absehbarer Zeit in Läden geben, die auch Jungdesiger aufnehmen.

Was hat dich zu deiner Kollektion inspiriert?
Blogeinträge. Ich finde den Spagat zwischen Moderne und Tradition unglaublich spannend. Nehmen wir Tagebücher. Die schreibt keiner mehr, Blogs dagegen boomen total. Eine Tradition, neu umgesetzt, ist also die eigentliche Inspiration. Ich habe mir außerdem die 40er-60er Jahre genommen, die man zwar nicht unbedingt mit Traditionen in verbindung bringt, dafür aber mit alten Werten und Normen. Ich habe mich dort von Details inspirieren lassen und sie zusammen mit den für mich so typischen Schnitten umgesetzt.

Gibt es ein Lieblingsteil in der Kollektion?
Das sind ganz klar die Shorts aus Vintage-Baumwolle und das blaue Seidentuch. Das trage ich ständig.

Was ist das besondere an deiner Arbeit, was ist dein Konzept?
Im Moment besteht meiner Kollektion aus einer sehr überschaubaren Anzahl an Teilen. Der Großteil der Kollektion besteht aus Basisteilen, also Stücken die theoretisch unendlich oft gefertigt werden können. Dafür verwende ich dann aktuelle Stoffe oder stelle diese dafür her. Es gibt aber auch immer 1-2 It-Teile, die ich nur in geringer Stückzahl fertigen kann, da ich hierfür Materialien aus den 50er-90er Jahren verwende. Aktuell sind das die Bundfalten-Shorts mit Tulpendessin.

Inwieweit spielt das Thema deiner Abschlussarbeit(Burlesque, Pin up) noch eine Rolle?
Eine ziemlich untergeordnete. Ich lasse mich durchaus von den 40er-60er Jahren inspirieren, allerdings ziehe ich das Thema nicht mehr im kompletten Look durch sondern interpretiere z. B: Krägen oder Taschenformen neu.

Was inspiriert dich?
Ich lasse mich oft von Fotos und Bildbänden inspirieren und stöbere auf Flohmärkten. Meistens habe ich aber auch einfach einen bestimmten Typ Frau vor Augen und denke "Das würde zu ihr passen, diese Farbe wäre großartig an ihr...". Der Rest entwickelt sich dann von allein.

Welche Designer oder Künstler sind Vorbilder für dich?
Vorbild kann man nicht direkt sagen. Ich finde Stella Mccartney immer wieder toll, genau wie Jil Sander oder Balenciaga. Ich liebe deren Schnittführungen. Es ist mir nicht wichtig das die Kollektionen pompös und auffällig sind, für mich liegt die Schönheit im Detail. Sicher finde ich auch Viktor & Rolf oder Dior großartig aber dafür weiß ich einfach zu gut, dass die eigentliche Kunst in der Fertigung steckt.

Wie bist du darauf gekommen deine Ausbildung an der Fahmoda zu machen?
Ich wollte immer Kunstgeschichte studieren, nähe aber seit ich 11 oder 12 bin. Das hat sich am Ende auch durchgesetzt. Ich habe mich dann einfach umgehört, div. Schulen angeschaut und fand, dass die Kombi zwischen Design und Fertigung am besten für mich ist. Schon allein, weil ich so mit 20 zwei Abschlüsse hatte. Bevor ich 23 bin will ich dann auch meinen Meister in der Tasche haben.

Was hat dir an der Ausbildung gefallen?
Fertigung und Schnitt. Ich bin seitdem ein totaler Schnitt-Fanatiker. Ich feile solange an einem Schnitt bis die Passform 100%ig stimmt.

Siehst du dich als Teil der Hannoveraner Modeszene, eines Netzwerkes? Gibt es das?
Ich glaube soetwas gibt es hier nicht. Die Stadt hat mit dem Deisterkiez mal etwas wie eine kleine Designerszene ins Leben gerufen, diese aber zu schnell wieder aufgegeben.

Wo gehst du in Hannover shoppen?
Auf dem Flohmarkt am Leineufer und dem Flohmarkt an der Faust. Dort versorge ich mich mit Vintagestücken. Sonst fahre ich ehr nach Hamburg. Dort ist die Auswahl deutlich größer und trifft ehr meinen Geschmack.

Deine Lieblingsplätze in Hannover sind:
1. Die "Bar" auf der Limmer, wegen des tollen Soja-Lattes, der Bagels und des Flairs. www.lieblings-bar.de
2. Das "Chez Heinz", weil man sich dort für keine Party zu blöd ist. www.beichezheinz.de
3. Meine Neuentdeckung: Der Flohmarkt an der Faust. Vintageklamotten, Möbel und andere tolle Schätze!
4. Der Königsworther Platz, einfach weil ich hier wohne und die Aussicht bei Nacht auf das Ihmezentrum und die straßen Großstadtflair verbreiten.

Du hast auch ein Blog. Welche kannst du selbst empfehlen?
Im Moment verfolge ich "polaroiddeer - the fruit that eats itself" sehr gern aber auch "elli eats cake", "Ok Cool" oder "Lachsbrötchen" gehören zum täglich Brot. Bei "Viktor Vautier" gibts ständig neue schnieke Fotos.

Und wie sehen deine Pläne und Wünsche für die Zukunft aus?
Meine Pläne lassen sich gerade nur sehr schwer definieren. Im Gegensatz zu vielen Anderen bekomme ich keine Gründerzuschüsse, obwohl mir diese zustehen. Ich habe daher sehr stark zu kämpfen und muss mich immer wieder gegen Behörden und Ämter durchsetzen. Mein Start in Business wird daher wahnsinnig erschwert und es geht alles sehr langsam voran. Das frustriert auf Dauer natürlich ungemein. Der Plan heißt erstmal durchhalten und nicht unterkriegen lassen. Kapitulation ist nicht.
Im Moment ist noch ein Großprojekt mit einer Fotografin und ein paar anderen Leute angedacht.


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